Freitag, 15. Juni 2007

Journal für Kunstgeschichte - Die internationale Rezensionszeitschrift

11, Heft 2, 2007, S. 99

Das erste ausschließlich der Skulptur und Plastik gewidmete Lexikon, das knapp und verständlich in den umfangreichen Stoff einführt, ist die bewundernswerte Leistung eines Einzelnen, der als promovierter Kunsthistoriker und gleichzeitig an mehreren Restaurierungsvorhaben beteiligter Steinbildhauermeister in Dresden besonders kompetent für die praktischen, technischen und Materialfragen der Bildhauerkunst ist.

Stefan Dürre (geb. 1963) informiert zur europäischen und neueren US-amerikanischen Skulptur / Plastik und deren Voraussetzungen in Antike, Altägypten, Altem Orient und Urgeschichte über historischen Verlauf, Gattungen, Bildtypen, Ikonographie und 530 Künstler. Kurz wird auch die afrikanische, altamerikanische und ozeanische Skulptur behandelt. Zahlreiche Begriffe der gegenwärtigen wie vergangenen bildhauerischen Praxis (Materialien, Techniken) und zeitgenössische Grenzphänomene wie Computerplastik, Land art, Schwimmplastik usw. werden erläutert.

31 etwas ausführlichere Artikel von 2-4 Seiten, einschließlich mehrerer Abbildungen, gelten wichtigen Epochen, Gattungen (z.B. Denkmalskulptur, Münzen und Medaillen, Relief), Themen (z.B. Akt, Bildnis, Tierplastik) und solchen Stichworten wie Fälschung, Handschrift des Bildhauers, Kopie, Punktierverfahren. Nur der Artikel „Einflüsse außereuropäischer Kulturen“ umfaßt sechs Seiten. Die kurzen Einführungen in Abschnitte der Kunstgeschichte sind gut gelungen.

Die Kurzbiographien von Künstlern berücksichtigen bemerkenswert viele griechisch-antike Bildhauer; auch Medailleure sind gut vertreten. Bei der italienischen Renaissance wie für das 19. Jahrhundert überraschen einige Nennungen. Für neueste Zeit und Gegenwart ist die Auswahl unweigerlich subjektiv. Theo Balden hätte allerdings nicht fehlen sollen, ebenso wohl Norbert Kricke. Bei jedem Künstler wird unter „Werke“ fast immer nur ein einziges angeführt, bzw. statt dessen eine Abbildung gebracht. Das ist eine gewagte Verknappung. Verweise auf andernorts eingefügte Abbildungen erweitern jedoch gelegentlich die Anschauung vom Oevre eines Bildhauers. Die biographischen Angaben sind manchmal sehr unvollständig, z.B. bei Wieland Förster oder Will Lammert.

Dies sowie kleinere Irrtümer darf man aber als unerheblich ansehen gegenüber der Brauchbarkeit und anregenden Wirkung des informationsreichen Buches.

Peter H. Feist, Berlin

Samstag, 9. Juni 2007

Sächsische Zeitung

LEXIKON für Plastiken und Skulpturen

Zahllose Beispiele aus der Bildhauerei versammelt Stefan Dürre in seinem „Lexikon der Skulptur“ (E.A. Seemann, 35 Euro). Er porträtiert über 500 Künstler und erklärt in nahezu 1300 Artikeln auf knappe, verständliche Weise Fachbegriffe, Techniken und Motive. Überblicksbeiträge befassen sich mit ausgewählten Themen wie Reiterstandbild oder Tierplastik. Es ist das erste Kompendium dieser Art. Der Autor gibt einen historischen Überblick, der bis in die Steinzeit zurückreicht. Er konzentriert sich vor allem auf das bildhauerische Schaffen in Europa.

Auffallend viele Beispiele stammen aus Sachsen. das Kapitel „Historistische Skulptur“ wird zum Beispiel mit Arbeiten von Ernst Rietschel, Julius Hähnel, Robert Diez und dem Dresdner „Bogenschützen“ von Ernst Moritz Geyger illustriert. Kein Zufall: Autor Stefan Dürre arbeitet in Dresden als Kunsthistoriker. Er hat auch das Kurfürst-Moritz-Monumnent von der Brühlschen Terrasse mit ins Buch aufgenommen. Als Steinbildhauer war er an der Schaffung der Kopie beteiligt.